Fragen beim 5. Deutschen Sjögren-Tag 2006 an der Charite Berlin
und Antworten des Laborexperten Dr. Eugen Feist
1. Frage:
Können ANA-Werte, die vor Jahren positiv waren, jetzt negativ sein?
Antwort:
Zunächst muss sicherlich berücksichtigt werden, dass in der ANA-Befundung gelegentlich zwischen verschiedenen Laboren Unterschiede auftreten. Dies kann verschiedene Ursachen bis hin zu methodischen Gründen haben.
Schwach positive ANA sind relativ häufig auch ohne vorliegende Autoimmunerkrankung nachzuweisen. In diesem Zusammenhang können ANA vorübergehend zum Beispiel durch einen Infekt oder durch die Einnahme von verschiedenen Medikamenten ausgelöst sein. In diesen Fällen kann es im weiteren Verlauf zu einer Normalisierung der ANA kommen.
2. Frage:
Schädigt eine jahrelange hohe Blutsenkung innere Organe oder zerstört die Entzündung sogar Arterien?
Antwort:
Die Blutsenkung ist ein unspezifischer Laborwert, der durch verschiendene Faktoren bestimmt wird. Eine erhöhte Blutsenkung an sich schädigt nicht die inneren Organe. Es sollte jedoch eine gründliche Diagnostik erfolgen, um z.B. einen ursächlichen Entzündungsherd auszuschliessen. Dazu gehört auch die Suche nach einer s.g. Vaskulitis, einer Erkrankung bei der es zu einer Entzündung im Bereich der Blutgefässe kommt.
3. Frage:
Die Ergebnisse bei der Lippenbiopsie und der Speicheldrüsen-Szintigraphie sind sehr positiv, aber die Laborwerte geben keine Anhaltspunkte. Woran liegt das?
Antwort:
Neben dem Sjögren-Syndrom gibt es eine Reihe von Erkrankungen, die zu einer Entzündung der Speicheldrüsen und somit zu einem auffälligen Befund in der Lippendrüsenbeiopsie führen könne. Auch die eingeschränkte Speichelproduktion, die mit der Speicheldrüsenszintigraphie bestätigt werden kann, ist nicht alleine spezifisch für das Sjögren-Syndrom, sondern kann ebenfalls Folge verschiedener Erkrankungen sein.
Laborwerte können an dieser Stelle oft in der Diagnosefindung weiterhelfen. Jedoch muss eingeschränkt werden, dass nicht für alle Erkrankungen, di e zu einer Schädigung der Speicheldrüsen führen, auch krankheitsspezfische Laborbefunde verfügbar sind. Oft sind somit darüber hinaus relativ umfangreiche Untersuchungen erforderlich, um eine Diagnose zu stellen.
4. Frage:
Welche Laboruntersuchungen müssen durchgeführt werden, um eine Beteiligung der Bauchspeicheldrüse festzustellen?
Antwort:
Bei einer akuten Entzündung der Bauchspeicheldrüse, die in der Regel mit heftigen Bauchschmerzen einhergeht, ist die Lipase im Blutserum oder Plasma erhöht.
Bei einer chronischen Entzündung der Bauchspeicheldrüse kommt es im Verlauf zu eine eingeschränkten Drüsenfunktion und es stehen Verdauungsstörungen insbesondere fettige Speisen im Vordergrund. Durch Laboruntersungen kann in diesem Falle eine Erniedrigung von Elastase im Stuhl festgestellt. werden.
5. Frage:
Kann es beim Sjögren-Syndrom zu einer Nierenberteilung mit folgender Acidose kommen und was kann ggf. dagegen getan werden?
Antwort:
Beim Sjögren-Syndrom kann es zu eienr Nierenbeteilugung mit folgender Acidose kommen. Neben der Behandlung der Grunderkrankung kann eine Zufuhr von Bicarbonat zum Ausgleich des Säure-Basenhaushalt therapeutisch empfohlen werden.
6. Frage:
Welche Laboruntersuchungen nmüssen durchgeführt werden, um einen Lymphomverdacht auszuschließen?
Antwort:
Ein Lymphomverdacht kann nur durch Untersuchung von Gewebeproben aus der betroffenen Region (Lymphknotenbiopsie, Speicheldrüsenbiopsie usw.) sicher ausgeschlossen werden.
7. Frage:
Warum und wie häufig sollt eine Kreatenin-Clearance durchgeführt werden?
Antwort:
Die Kreatinin.Clearance gibt Auskunft über die Filtrationsleistung der Nieren. Somit empfiehlt sich eine Untersuchung Bei Verdacht auf eingeschränkte Nierenfunktion, die noch nicht an Hand des Kreatininwertes ersichtlich ist. Darüber hinaus bei Verlaufskontrollen von entsprechenden Nierenerkrankungen und bei der Behandlung mit Medikamenten, die möglicherweise die Nierenfunktion beeinträchtigen. Verlaufsuntersuchungen sind sinnvoll bei Verdacht auf zunehmende Einschränkung der Nierenfunktion.
8. Frage:
Wenn das Krankheitsbild Sjögren-Syndrom gesichert ist und keine Basismedikamente eingenommen werden, gibt es dann einen Marker in der Labortechnik, der die Aktivität der Krankheit im Körper anzeigt?
Antwort:
Nein, es gibt bei Sjögren-Syndrom keinen zuverlässigen bzw. spezifischen Laborwert, der eine sichere Aussage zur Krankheitsaktivität erlaubt.
9. Frage:
Was ANA, ENA und HEp2-Zellen? Was für eine Bedeutung haben sie für das Krankheitsbild?
Antwort:
ANA (Anti-nukleäre Antikörpber) sind ein wichtiger Suchtest für Autoantikörper bei Kollagenosen, zu denen auch das Sjögren-Syndrom gehört. Der Test zum Nachweis von ANA wird international genormt auf HEp-2 Zellen ausgeführt. Dies sind humane epitheliale Kehlkopfkarzinomzellen, die im Labor gezüchtet werden können.
Anhand der verschiedenen ANA-Muster kann dann eine Unterscheidung in die einzelnen ENA (Extrahierbare nukleäre Antigene) angeschlossen werden. Dabei sind mit dem Sjögren-Syndrom das La/SS-B und Ro/SS-B Antigen assoziiert. Antikörper gegen das La/SS-B und Ro/SS-B Antigen sind derzeit unsere besten Labormarker für das Sjögren-Syndrom.
Fragen an und Antworten von Laborarzt Dr.E.Feist
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- Geschrieben von: Dr.E.Feist
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